Die Jugendlichen

Daniel Kuper, Jahrgang 1975, ältester Sohn des Drogistenehepaares Bernhard und Birgit Kuper, ausgestattet mit zu viel Fantasie und zu wenig Gehorsam. Eigensinnig, unsportlich, politisch übermotiviert: für das Leben auf dem Land nicht geeignet.

 

Volker Mengs, Jahrgang 1975, ältester Sohn von Arne und Petra Mengs – Utlanners, Lehrer, die Anfang der 1980er Jahre mit ihrer Familie aus Hannover nach Ostfriesland ziehen, um im äußersten Nordwesten der Republik ihren Kindern freien Lauf zu lassen; Zigaretten- und  leberwurstabhängig, fett & fromm, ein fanatischer Katholik im Gewand Martin Luthers, ein Diener Gottes, der den Weihrauch für die eigene Messe schwenkt.

 

Simone Reents, Jahrgang 1975, Tochter von Ewald und Edith Reents, er Steuerberater, sie Buchhalterin, wohnen in der Bahnhofstraße. Simone nimmt an Demonstrationen und Treffen der Antifa teil; sie artikuliert sich gern und häufig, trinkt viel Tee, achtet auf ihre Ernährung, ist politisch korrekt und weiß alles besser. Ihre Freunde wechselt sie ebenso oft wie ihre Frisuren. Simone spielt Gitarre.

 

Rainer Pfeiffer, Jahrgang 1974, jüngster Sohn von Werner und Inga Pfeiffer, er Lehrer, sie Physiotherapeutin, beide führerscheinlos und Mitglieder der Grünen; schraubt mit seinem älteren Bruder Marcel an Motorrädern herum und jobbt nebenbei in der Puddingfabrik, weil seine Eltern, seine Großeltern der Meinung sind, dass er seinen Tod selbst finanzieren müsse.

 

Onno Kolthoff, Jahrgang 1975, einziger Sohn von Achim und Anne-Marie Kolthoff, Vater Architekt, Mutter Kirchgängerin; Scheidungskind, Weltverweigerer, Vinylnerd, spielt Schlagzeug, gründet die Bands Kill Mister, Necrosis, Decomposed und Aaaaaaarrghh! und gilt in Zeiten zunehmender musikalischer Diversifikation als Retter des Thrash Metal.

 

Stefan Reichert, Jahrgang 1974, Sohn von Bernd und Britta Reichert, beide Ärzte, Allgemeinmediziner, Psychotherapeuten; hat zwei jüngere Schwestern; ist verschwiegen, verschroben, hyperintelligent, arbeitet im ehemaligen Partykeller der Familie an der Entschlüsselung des Lebenscodes und der totalen Vernetzung der Welt.

 

Stephanie Beckmann, Jahrgang 1975, einzige Tochter eines Reeders und einer Goldschmiedin, stammt nicht aus Jericho, sondern aus einem kleinen Dorf am Deich, am Dollart; war Saalkandidatin bei Wetten, dass..? in Emden und muss seitdem jedes Schiff ihres Vaters taufen. Selbstbewusst, arrogant und körperlich weit entwickelt; veranstaltet eine folgenschwere Silvesterparty in der Villa ihrer Eltern.

 

Peter Peters, Jahrgang 1975, Eltern sind Bauern in Drömeln, haben aber keinen großen Hof, weshalb der Vater zusätzlich als Schlosser auf der Werft arbeitet und die Mutter als Putzfrau bei anderen Bauern. Peters älterer Bruder wurde beim Weideauftrieb vom Zuchtbullen umgerannt, stand danach wieder auf und starb in der Nacht → Talk-and-die-Syndrom. Peter Peters will Zoologe oder Botaniker werden, er liebt die Natur und die Einsamkeit und fährt, wann immer er kann, mit dem Fahrrad in den Hammrich hinein.

 

Paul Tinnemeyer, Jahrgang 1974, Sohn eines Polsterers, der allen in seiner Familie Jeans verbietet, weil Jeans den Stoff, den er auf Sessel und Sofas aufzieht, abnutzt. Bleibt in der neunten Klasse auf der Realschule sitzen. Paul ist fast zwei Meter groß, schlagfertig, vorlaut und immer dabei, wenn es darum geht, Mut zu beweisen.

 

Jens Hanken, Jahrgang 1974, jüngster Sohn eines Bräunungsstudiobesitzers – Solar Hanken, Sonne tanken! – und Pauls bester Freund, würde ihm blind auf dem Weg in die Verdammnis folgen. Veranstaltet im Ferienhaus der Familie in Drömeln regelmäßig ausschweifende Partys.

 

Ubbo Busboom, Jahrgang 1974, Sohn des KFZ-Mechanikers Abbo Busboom, der in Jericho eine Autowerkstatt betreibt, kennt sich nicht nur mit Muttern, sondern auch mit Mädchen aus. Versteht keinen Spaß.

 

Michael Rosing, Jahrgang 1972, Sohn des Bauunternehmers Johann Rosing. Seine Mutter Monika kam bei einem Autounfall ums Leben. In der Schule fällt er vor allem durch schlechte Noten und schlechtes Benehmen auf. Er trägt eine Brille und Lederjacken mit Aufnähern von Bands, die in keiner Hitparade auftauchen; er schart immer eine Gruppe ihm treu ergebener Jungs um sich und wird von allen, die Angst vor ihm haben, respektvoll Eisen genannt.

 

Wiebke Rosing, Jahrgang 1978, Michaels jüngere Schwester. Bei dem Unfall der Mutter wurde sie aus dem Auto geschleudert. Deshalb sagen manche, dass sie nicht ganz dicht sei und mit ihren Zöpfen, die wie Antennen von ihrem Kopf abstehen, Signale aus einer fremden, weit entfernten Galaxie empfange, Einflüsterungen von Außerirdischen, geheime Befehle; will allen ihr Siel zeigen – oder ihre Sielkammer.

 

Frank Tebbens, Jahrgang 1972, einer aus Eisens Schlägertruppe. Sein Großvater sorgte während des Dritten Reiches als Dorfpolizist von Jericho für Recht und Ordnung – und zwar so umfassend, dass Franks Vater nicht in dessen Fußstapfen treten konnte und Maurer werden musste. Für Frank steht die Welt wieder offen.